

Bei Pflanzen derselben Baumart, aber mit unterschiedlicher Herkunft, bestehen große Unterschiede in ihrer Leistungs- und Anpassungsfähigkeit. Bäume ungeeigneter Herkunft fallen durch geringe Vitalität und Krankheitsanfälligkeit, langsamen Wuchs sowie unerwünschte Wuchsform auf. So sind z.B. Fichten aus Hochlagen besser an Schneebruch und Frost angepasst als Fichten aus Tieflagen. Die geeignete Herkunft wird dadurch vom Standort bestimmt.
Eine geeignete Herkunft leistet aber auch wesentlichen Beitrag zur Etablierung eines klimafitten Waldes. Wir pflanzen die Wälder der Zukunft. Unsere Bäume müssen folglich den neuen klimatischen Herausforderungen, wie extremer Trockenheit und Hitze, gewachsen sein.

Trotz größter Sorgfalt bei der Ernte und Anzucht, kann es entlang der Handelskette zu Falschdeklarationen kommen. Die Qualität von Saat- und Pflanzgut kann meist erst nach Jahren beurteilt werden. Die Waldbesitzerin und der Waldbesitzer brauchen daher nicht nur Pflanzen geeigneter Herkunft, sondern Pflanzen mit gesicherter Herkunft. Nur so können Schäden, die durch Pflanzgut falscher Identität mit potentiell mangelhaften Eigenschaften oder fehlender Anpassung an den jeweiligen Standort entstehen, vorzeitig vermieden werden.

Das österreichische forstliche Vermehrungsgutgesetz setzt bereits sehr hohe Standards hinsichtlich der Kennzeichnung und Nachvollziehbarkeit von Beerntungen. Trotzdem können die Rechtsvorschriften in Österreich derzeit nicht gewährleisten, dass das gelieferte Vermehrungsgut der Herkunftsangabe entspricht. Denn eine Kontrolle ohne genetische Tests kann die Identität letztendlich nicht garantieren.
Im Rahmen des von Bund, und Ländern und der EU geförderten Vorhabens FORSTPRINT, werden Methoden und Konzepte entwickelt, die es erlauben, Herkunftsangaben mittels eines genetischen Fingerprints zu überprüfen.

Die Einzelbaumproben, d.h. Saatgutproben von jedem beernteten Baum sind vom Forstlichen Vermehrungsgutgesetz vorgeschrieben. Sie sollen gewährleisten, dass die Mindestanzahl der zu beernteten Bäume eingehalten wird. Die infolgedessen gewonnene hohe genetische Vielfalt wirkt sich positiv auf das Saatgut und die Nachkömmlinge aus. Die resultierende Aufforstung weist dadurch eine große Fülle an verschiedenen Eigenschaften auf, die eine stetige Anpassung an wechselnde Umwelteinflüsse erlaubt.
Beim FORSTPRINT jedoch steht die Herkunftssicherheit im Vordergrund und sorgt für mehr Transparenz im Produktionsbereich von forstlichem Saat- und Pflanzgut.

In Deutschland existieren seit vielen Jahren zwei Zertifizierungssysteme, die sicherstellen sollen, dass der Ablauf der Produktion von forstlichem Saat- und Pflanzgut einwandfrei verläuft. Das sind das FfV (Forum forstliches Vermehrungsgut) in Göttingen: https://ffv-zertifikat.com/ und der ZüF (Zertifizierungsring für überprüfbare forstliche Herkunft Süddeutschland) in Bayern: https://zuef-forstpflanzen.de/.
Beide sind als Vereine organisiert und bedienen sich Dienstleister für die Lagerung der Rückstellproben, das Betreiben der Datenbank und die Durchführung der genetischen Analysen. Ein unabhängiger Zertifizierer prüft, ob die Verfahrensregeln eingehalten wurden und vergibt die Zertifikate für die jeweilige Partie. Im Rahmen des Verfahrens werden die Handelswege auf ihre Lückenlosigkeit überwacht und nach dem Zufallsprinzip wird ein Teil der Rückstellproben im Labor auf ihre Herkunft überprüft. Eine Teilnahme an dem Verfahren ist freiwillig.

Gerade im Bezug auf den Klimawandel mit seinen neuen Herausforderungen sind moderne Methoden notwendig, um langfristig eine bessere Herkunftswahl treffen zu können. Künftig soll durch Verschneidung von Bodendaten und Klimamodellen sowie Fernerkundung von regulären Aufforstungen die Herkunftswahl revolutioniert werden. Die Erstellung passender Modelle erfordert jedoch zwingend, dass die Herkunftsangaben des verwendeten Pflanzgutes aufgezeichnet werden und korrekt deklariert sind. Herkunftssichere Forstpflanzen sind also eine Grundvoraussetzung für korrekte Modelle und eine bestmögliche Herkunftsberatung.
